Die Musik- und Kongresshalle in Lübeck in rotem Licht.

Die Welt in Bewegung: Langzeitbelichtungen und die Kunst, das Unsichtbare sichtbar zu machen. Eine kurze Einführung in die Welt der Langzeitbelichtungen.

Tauche mit mir ein in die faszinierende Welt der Langzeitbelichtungen und der damit verbundenen kreativen Möglichkeiten. Langzeitbelichtungen sind eine hervorragende Technik, um Bildern mehr Dramaturgie zu verleihen. Außerdem ist es eine gute Technik, um belebte Szenen zu beruhigen. Auf mich haben Langzeitbelichtungen eine meditative Wirkung und ermöglichen mir Geschichten zu erzählen. In diesem Artikel möchte ich dir zeigen, wie du auch Langzeitbelichtungen nutzen kannst, um deinen Bildern mehr Tiefe zu verleihen. Lass dich von meinen Tipps und Erfahrungen inspirieren und tauche ein in eine kreative Welt voller Möglichkeiten. 

Was sind Langzeitbelichtungen?

Bei Langzeitbelichtungen belichtet die Kamera über einen längeren Zeitraum. Das können mehrere Sekunden oder sogar Minuten sein. In der Dämmerung kann eine lange Belichtungszeit genutzt werden, um trotz schlechter Lichtverhältnisse eine Szene ausreichend auszuleuchten. Auch in der Nacht bieten sich Langzeitbelichtungen an, um zum Beispiel angestrahlte Gebäude gut belichten zu können.

Am Tag würdest du mit einer Langzeitbelichtung deine Bilder überbelichten. Daher benötigt man spezielle Filter, sogenannte Graufilter (ND-Filter). Dieser Filter blockiert einen Teil des einfallenden Lichts, dadurch kann die Belichtungszeit verlängert werden. Langzeitbelichtungen werden häufig eingesetzt, um fließendes Wasser faszinierender darzustellen (zum Beispiel bei einem Wasserfall) oder aber auch um leichte Wellen glatt zu ziehen. 

Skyline Frankfurt in der Nacht.
Skyline Frankfurt
  • ISO 400
  • Blende: 7.1
  • Belichtungszeit: 20 Sekunden
  • Brennweite: 12 mm
  • Filter: Astrofilter

Wirkung und Techniken

Um dir einen umfassenderen Einblick in die Möglichkeiten und Techniken von Langzeitbelichtungen zu geben, würde ich dir gerne einige meiner Bilder und deren Geschichten und Hintergründe präsentieren. Durch diese Bilder erhältst du einen tieferen Einblick in die Wirkungsmöglichkeiten und die Anwendung von Langzeitbelichtungen.

Die Bewegung von Wolken darstellen

Ein grauer, dunkler und wolkenverhangener Tag mag für viele abschreckend wirken, kann für Fotografen aber das perfekte Wetter für dramatische Langzeitbelichtungen sein. Die Belichtungszeit muss nach der Geschwindigkeit der ziehenden Wolken festgelegt werden. Wenn die Wolken sehr schnell ziehen, reicht oft schon eine Belichtungszeit von 10 Sekunden. Bei diesem Bild habe ich eine Belichtungszeit von 30 Sekunden gewählt, damit die Wolkenbewegung gut sichtbar wird. Um diese lange Belichtungszeit möglich zu machen, habe ich zusätzlich einen ND1000-Filter verwendet. 

Ein weiterer wichtiger Faktor, um eine spannende Wirkung zu erzielen, ist die Richtung, in die die Wolken ziehen. Wenn sie auf dich zukommen oder von dir wegziehen, kannst du Effekte wie in diesem Bild erzielen. Dabei entsteht eine Art "Strudel-Effekt", der dem Bild eine dynamische und fesselnde Wirkung verleiht.

Auf dem Bild ist ein altes Wrack auf einem Schiffsfriedhof in Frankreich zu sehen. Das Bild ist schwarz-weiß und man erkennt in welche Richtung die Wolken ziehen. Das erzeugt eine dramatische Stimmung.
HEOL Plougrescant-Frankreich
  • ISO 100
  • Blende: 3.5
  • Belichtungszeit: 30 Sekunden
  • Brennweite: 28 mm
  • Filter: ND1000

Die Bewegung von Licht darstellen

Wenn die Dunkelheit hereinbricht, sind insbesondere in der Stadt viele Lichter zu sehen. Gebäude werden angestrahlt, Straßenzüge durch Laternen erhellt und fahrende Autos ergänzen die Szene um sich bewegende Lichter. Die Dunkelheit bringt den Vorteil mit, dass eine lange Belichtungszeit benötigt wird, wodurch nicht unbedingt ein ND-Filter zum Einsatz kommen muss. Der Bewegungspfad von Autolichtern kann mithilfe einer Langzeitbelichtung festgehalten werden. Besonders interessante Aufnahmen entstehen, wenn statische Gebäude mit sich bewegenden Lichtern kombiniert werden. Auch kurvige oder geradlinige Straßen bieten Möglichkeiten für eindrucksvolle Effekte. Wichtig dabei ist, den Bildaufbau genau zu planen und den Verkehr aufmerksam zu beobachten, um den perfekten Moment zu finden, um den Auslöser zu drücken. Und hier noch ein Tipp: Busse sind besonders geeignet, um Lichtstreifen auf unterschiedlichen Höhen zu platzieren.

Auf dem Bild ist das Burgtor in Lübeck bei Nacht zu sehen. Autolichter sind als Lichtspur dargestellt.
Burgtor Lübeck
  • ISO 100
  • Blende: 14
  • Belichtungszeit: 30 Sekunden
  • Brennweite: 70 mm

Das Wasser beruhigen

Langzeitbelichtungen eignen sich besonders gut, um die Bewegungen von Wasser darzustellen, sei es bei einem Wasserfall oder um die Bewegungen und damit auch die gesamte Szene zu beruhigen. Das sieht man auch auf dem Bild mit dem umgekippten Baum, wo eine Belichtungszeit von 25 Sekunden in Kombination mit einem ND-Filter eingesetzt wurde. Hierbei wurde das Wasser um die Steine so geglättet, dass eine mystische Atmosphäre erzeugt wurde und der Fokus des Bildes auf dem Baum und den Steinen liegt.

Auf dem Bild ist ein umgekippter Baum im Wasser zu sehen. Man erkennt einzelne Steine. Das Wasser wurde durch die Technik einer Langzeitbelichtung glatt gezogen.
Baum im seidigen Wasser
  • ISO 100
  • Blende: 18
  • Belichtungszeit: 25 Sekunden
  • Brennweite: 31 mm
  • Filter: ND1000

5 Tipps für deine erste Langzeitbelichtung

  1. Verwende ein Stativ.

  2. Nutze einen Fernauslöser, um Verwacklungen zu vermeiden. Wenn du keinen Fernauslöser zur Hand hast, kannst du alternativ die Zeit verzögerte Auslösung deiner Kamera von 2 Sekunden nutzen.

  3. Probiere erstmal, in der Dämmerung Langzeitbelichtungen zu machen. Dann brauchst du für die ersten Aufnahmen keine Filter und kannst erstmal die Technik kennenlernen.

  4. Plane deine Szene. Achte dabei auf Bewegungen, die während einer Langzeitbelichtung verwischen können. Mit dem richtigen Bildaufbau kannst du Dramatik und Bewegung in dein Bild integrieren.

  5. Mache Testaufnahmen mit unterschiedlicher Blende, Belichtungszeit und ISO und optimiere Bild für Bild.

Abschluss

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Langzeitbelichtungen eine besondere Art der Fotografie sind, die sowohl Geduld als auch Technik erfordert. Mit ein bisschen Übung und einer Menge Experimentierfreude können jedoch erstaunliche Bilder entstehen, die deinen Blick auf die Welt verändern können. Lass deiner Kreativität freien Lauf und entdecke die Welt der Langzeitbelichtungen!